Digitalisierung in der deutschen Verwaltung
Ich glaube das alles langsam nicht mehr.
Wenn es um die Digitalisierung in der Verwaltung geht, leben wir scheinbar in einem Irrenhaus.
Am 27.11.2024 hatte ich bei der CompliPro GmbH noch einen Beitrag darüber verfasst, wie gespalten aktuell die Meinung zu M365 ist. Dabei ging es unter anderem auch darum, dass einige Behörden bereits M365 (in Teilen) nutzen und mindestens weitere 6 Bundesländer aktuell nachziehen wollen.
Gleichzeitig baut die SAP-Tochter „Delos“ eine souveräne Cloud in Deutschland. Der Bund hat dazu bereits einen Rahmenvertrag abgeschlossen, der den Behörden einen Einkauf von Clouddiensten bis zu 700 Millionen Euro ermöglicht.
Ob und in wie weit diese Cloud wirklich souverän ist, wenn technisch doch wieder Microsoft drin steckt, dies lassen wir mal offen. Zumindest wäre man technisch nicht direkt von einem US-Anbieter abhängig. Die Angebote sollen ab 2025 beginnen. Ich wünsche Delos zumindest eine erfolgsreiche Zukunft, als es der damaligen „Deutschland-Cloud“ von Microsoft und der Telekom vor etwa 8 Jahren vergönnt war.
Man sieht: Es herrscht bisher und aktuell schon ordentlich Chaos und eine klare Linie, insbesondere in Richtung digitale Souveränität in der öffentlichen Verwaltung, ist nicht erkennbar. Selbst eine einfache klare Linie ist nicht erkennbar.
Noch nicht genug Chaos?
Gerne, hier gibt es noch einen Nachschlag:
Das Beschaffungsamt des BMI in Verbindung mit dem Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund) hat jetzt bekannt gegeben, dass man zusammen mit der Bechtle AG einen Rahmenvertrag zur Bereitstellung von Cloud-Diensten über 235 Millionen Euro abgeschlossen hat. Technisch realisiert wird dies zusammen mit AWS (Amazon Web Services).
Da fehlt doch jetzt eigentlich nur noch ein Rahmenvertrag über Cloud-Dienste in der Google-Cloud, oder? Ich könnte mir vorstellen, dass auch dies nicht mehr so lange dauert; immerhin versprechen Google und T-Systems hier ebenfalls bereits seit 2 Jahren eine „souveräne“ Cloud für Deutschland.
Gibt es denn keine wirklich souveräne Lösung?
Zumindest hätten wir mit STACKIT (Schwarz-Gruppe) bereits einen Anbieter in Deutschland, der versucht zu den global Playern aufzuschließen und ebenfalls viele Cloudangebote ohne US-Abhängigkeit bereitstellen kann. Und mit openDesk gibt es auch eine offene Softwarelösung für die souveräne öffentliche Verwaltung. Möglicherweise könnte damit eine wirklich souveräne Cloud für die deutsche Verwaltung gebaut werden.
Aktuell scheint mir die Lobby der großen Cloud-Anbieter aber einfach zu groß. Neben der Abhängigkeit von US-Anbietern und den damit wahrscheinlich steigenden Lizenzkosten, die auf den Bundeshaushalt drücken, zeigt das Chaos meiner Meinung nach sehr eindrucksvoll, dass die Planung und Steuerung der Digitalisierung entweder nicht vorhanden ist oder jämmerlich versagt.
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